Ankunft in Cuzco
Bei der Ankunft in unserem Hostel in Cuzco, dem "El Tuco" erwartete uns gleich eine angenehme Überraschung: zum ersten Mal seit Wochen, so schien es, hatten wir wieder eine ordentlich funktionierende Dusche mit warmen Wasser. Welche Wohltat !!! Auch der Inhaber des "El Tuco", ein ehemaliger Rechtsanwalt aus Lima, der es satt hatte ständig gegen Leute zu kämpfen, war sehr freundlich und wir fühlten uns sofort wohl.
Unsere Tour zum Machu Picchu hatten wir bei Marlon von "Marlon's Travel" gebucht. Das ist der Bruder von Jesus aus Puno und Lilly aus Arequipa in deren Hostals wir vorher schon übernachtet hatten. Eine Tour von einem Reiseunternehmer organisieren zu lassen ist vielleicht nicht die korrekte Art für Backpacker wie uns, doch ich glaube wir haben sehr davon profitiert. Erstens ist es natürlich viel unkomplizierter: wir mussten uns nicht um Bus- oder Zugtickets kümmern, eine Besichtigung der Ruinen im Valle Sagrado in Pisac und Ollantaytambo war inbegriffen (sozusagen als Einstieg in die Kultur und Bauweise der Inkas) und wir hatten am Machu Picchu einen Guide der uns für 3 Stunden durch die Ruinen führen sollte. Zweitens, so dachten wir und es wurde uns nachher auch noch von anderen Backpackern bestätigt, lohnt es sich auch finanziell eine Tour zu buchen. Alle Tickets selber und einzeln zu kaufen wäre auf jeden Fall teurer geworden.
Valle Sagrado und Fahrt nach Aguas Calientes
So brachen wir also am Morgen vom 20. Juni um halb neun nach Pisac auf. Die in den Hang gebauten Terrassen in Pisac, die dem Ackerbau dienten, gehören zu den grössten in ganz Südamerika. Auch der Markt in Pisac mit dutzenden von Ständen mit Souvenirs ist unter Touristen sehr beliebt. Leider hatten wir dort nur grad mal 15 Minuten Zeit. Unser Tourguide hatte die Gruppe nämlich voll nicht im Griff. Es kam ständig vor, dass Leute nicht rechtzeitig zu einem Treffpunkt erschienen und wir so wertvolle Zeit verloren.
Nach dem Mittagessen in einer Stadt die mit "U" anfängt fuhren wir weiter nach Ollantaytambo. Auch hier gabs wieder Inka-Ruinen zu besichtigen. Diese waren allerdings grösstenteils zerstört, da die Spanier die Steine für ihre Kirchen und andere Prunkbauten brauchten. Den grössten Teil der Zeit verbrachte unser Guide damit uns aufzuzeigen wo man in den Felsen mit sehr viel Fantasie vielleicht das Gesicht eines Inkas oder ein Lama erkennen kann. Über die eigentliche Kultur der Inkas, wie sie Ackerbau betrieben, welche Götter sie verehrten usw. verlor er nur sehr wenige Worte.
Nach der Besichtigung hatten wir ungefähr noch anderthalb Stunden totzuschlagen bevor wir unseren Weg nach Aguas Calientes (das Dorf am Fusse des Machu Picchu) fortsetzen konnten.
Noch vor einem halben Jahr konnte man direkt mit dem Zug von Cuzco nach Aguas Calientes fahren. Heutzutage, nachdem es Ende Januar dieses Jahres zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen in der Region kam (Spiegel ONLINE), ist dies ungleich schwieriger. Zunächst muss man, wie schon gesagt, mit dem Bus nach Olantaytambo. Von dort aus geht die Reise weiter mit Minibussen über ungeteerte und teils provisorische Strassen zu einem ebenso provisorischen Bahnhof in der Näche von Piscocucho. Erst hier steigt man, nach langem langem Warten endlich in den Zug ein. Der Zug bringt einen dann mit einer Durchschnittgeschwindigtkeit von 30 km/h (nur gefühlt, nicht gemessen) nach Aguas Calientes.
Aus den Erzählungen meines Onkels weiss ich, dass es vor etwa 30 Jahren nur 2 Züge gab die täglich auf Aguas Calientes fuhren: ein teurer Zug für die Touristen und einen Backpacker-Zug für Leute mit schmalem Budget. Im Backpacker Zug nahm man dann auf Holzbänken neben Schweinen und Hühnern Platz. Heutzutage gibt es mehrere Züge die täglich zwischen Aguas Calientes und Piscocucho verkehren. Der billigste davon ist der "Nuevo Backpacker". Der verfügt aber auch schon über gepolsterte Sitze und den Waggon muss man sich höchstens mit stinkenden Russen oder schnatternten Amerikanerinnen teilen. Wer etwas mehr Geld hat, kann es sich vielleicht sogar leisten mit einem Zug zu fahren in dem warmes Essen serviert wird. Aber für uns ist das billigste schon teuer genug.
Aguas Calientes erreichten wir um 9 Uhr am Abend. Wir waren beide totmüde und da ich noch mit einer Erkältung zu kämpfen hatte wollte ich eigentlich nur noch ins Bett. Leider mussten wir aber noch auf unseren Guide für den nächsten Tag warten. Der musste uns nämlich noch erklären wo wir ihn treffen werden oder wann wir an der Bushaltestelle sein müssen wenn wir unter den ersten am Eingang sein wollen. Es gibt nämlich seit ein paar Jahren eine Beschränkung für die Leute die den Wayna Picchu besteigen wollen. Der Wayna Picchu ist der kleine Berg den man auf jeder Postkarte vom Machu Picchu hinter den Ruinen aufragen sieht. Nur 400 Leute sind pro Tag zugelassen, und nur die ersten am Eingang haben eine Chance Tickets zu bekommen. Da wir unbedingt dort hinaufwollten, hiess das für uns, dass wir um 3 Uhr morgens aufstehen mussten. Als wir endlich in unser Bett fielen, hatten wir also gerade mal 4.5 Stunden Schlaf vor uns.
Machu Picchu
Um 3.45 machten wir uns also von unserem Hostal aus auf den Weg zum Machu Picchu. Der erste Bus fuhr erst um 5.30 Uhr morgens und wir hatten keine Lust solange noch an der Bushaltestelle in der Kälte zu warten. Deswegen bewältigten wir die 400m Höhenunterschied zu Fuss. Der Weg verlangte uns einiges ab, da er fast nur aus Treppensteigen bestand und wir mit leerem Magen losgelaufen waren. Den Eingang zum Machu Picchu erreichten wir nass geschwitzt um 5 Uhr, also noch vor dem ersten Bus. So waren wir unter den ersten die Tickets zum Wayna Picchu erhielten und wir waren auch unter den 20 ersten die um 6 Uhr eingelassen wurden.
Die geführte Tour sollte um 6.30 beginnen, das gab uns also nur knapp 30 Minuten Machu Picchu erst einmal für uns selbst zu entdecken. Endlich die Ruinen mit eigenen Augen zu sehen war ein unbeschreiblicher Moment. Wie mit so vielem, das man immer nur von Bildern kennt und davon träumt mal dorthin zu kommen, so stellte Machu Picchu ein Ziel dar, das wir nun endlich erreicht batten. Wir hatten aber kaum Zeit den Moment zu geniessen und trafen uns mit unserer Gruppe am Eingang.
Unser Guide Paco führte uns zuerst zu der Stelle von der die berühmten Fotos Machu Pichu gemacht worden die im National Geographic erschienen. Von da gings weiter durch die gesamte Stätte. Wir hatten unsere helle Freude an Paco. Sein Englisch war sehr leicht verständlich und er hatte einen unheimlich trockenen Humor. Wir waren aber oft die einzigen die über seine Witze lachten. Wir lernten sehr viel auf dieser Tour, unter anderem, dass wir uns einen besonderen Tag für unseren Machu Picchu Besuch ausgesucht hatten: der 21. Juni ist der kürzeste Tag des Jahres und wurde von den Inkas als Anfang des neuen Jahres gefeiert. Auch heute noch feiern die abgelegeneren Dörfer in den Anden, die noch stark mit der Inka-Kultur verwurzelt sind, diesen Tag mit einem grossen Fest. Unsere Tour dauerte etwa 3 Stunden und führte zu allen besonderen Gebäuden und Tempeln.
Nach der Tour wollten wir eigentlich auf den Wayna Picchu klettern. Doch Paco war der Meinung, dass der Cerro Machu Picchu, also der eigentliche Gipfel des Berges nach dem die Ruinen benannt sind, eine viel schönere Aussicht bietet. So nahmen wir also den viel schwierigeren Aufstieg zum Cerro Machu Picchu in Angriff und wurden oben mit einer herrlichen Rundumsicht belohnt.
Der Aufstieg war schon schwierig, aber der Abstieg gab uns dann vollkommen den Rest. Wir sonnten uns noch einige Zeit auf den Inka-Terrassen und schüttelten den Kopf über die Touristen die Machu Picchu mit einer Tour-Gruppe besuchen und nur gerade mal 2 Stunden dort verbringen können. Gegen 4 Uhr machten wir uns dann wieder auf den Weg nach Aguas Calientes. Wir waren zu fertig um runter zu laufen und da das Busticket eh im Tourpreis mit inbegriffen war, quälten wir uns nicht noch zusätzlich.
Die Busfahrt runter nach Aguas Calientes dauerte etwa 20 Minuten. Wir fühlten uns ausgelaugt und machten uns sofort auf die Suche nach einem billigen Restaurant. Im ersten preiswerten Restaurant kehrten wir ein. Allerdings ist es so, dass in Aguas Calientes alles total überteuert ist. Wenn also etwas preiswert scheint, hat die Sache meistens einen Haken: in unserem Fall war das eine Service Charge von 20% ... aber wenigstens war das Essen gut.
Rückfahrt nach Cuzco
Um 9.00 am nächsten Morgen nahmen wir wieder den "Nuevo Backpacker"-Zug nach Piscacucho, danach wieder den Minibus nach Ollantaytambo, und von dort einen anderen Minibus nach Cuzco. Als wir dann unserem Hostal anrufen wollten um abgeholt zu werden bemerkten wir, dass das Handy weg war. Steffi hat's (ganz ungewohnt fur sie) irgendwo zwischen Piscacucho und Cuzco liegenlassen.
Bisher hatte ich auf dieser Reise etwa 7 kleinere Sachen verloren und lag fast uneinholbar mit 7:0 vorne. Aber ein verlorenes Handy topt alles. Ich glaub jetzt kann ich unseres Match nur noch gewinnen wenn ich meinen Pass irgendwo "verliere".
Gott sei Dank stellte sich heraus, dass unser Hostal gar nicht so weit weg war und wir dorthin laufen konnten. Wenigstens etwas klappte an diesem Tag.
Cuczo und Inti Raymi
Unsere Ankunft zurück in Cuzco war perfekt getimed um eines der grössten Schauspiele Perus mitzuerleben: "Inti Raymi", das Fest der Sonne (Wikipedia) . Das Build-up dauert schon etwa eine Woche in der täglich irgenwelche Paraden durch die Stadt stattfinden. Das eigentliche Fest ist dann am 24. Juni an der alten Inka-Stätte Sacsaywaman (Wikipedia), etwas 20 Fuss-Minuten von Cuzco, statt. Touristen wie Einheimische pilgern zu Tausenden auf diese Hügel und harren teils Stunden in der sengenden Sonne aus um die besten Plätze zu ergattern. Wärend der Zeremnonie, die in Quechua gehalten wird, führen Schauspieler in traditionnellen Kostümen verschiedene Tänze auf deren Bedeutung sich uns entzog, die aber dennoch schön anzuschauen waren.
Cuzco selbst ist eine Stadt mit einem schönen Zentrum. Rund um die Plaza de Armas mit seiner Kathedrale und seiner Kirche gibt es viele kleine Gassen mit hunderten Shops für Schmuck oder Alpaca-Kleidung. Das macht Cuzco aber auch zu "einer der touristischsten Städte der Welt" und damit sehr sehr teuer im Vergleich zum Rest von Peru. Wir verliessen Cuzco deshalb am Tag nach Inti Raymi mit der Hoffnung in Huaraz ein billigeres Leben zu haben.
Mehr Pictures gibts hier... enjoy :D

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